Freitag, 17. Februar 2017

Uah, ich will dir fressen!

Nach einer längeren Pause bekommt ihr endlich mal wieder etwas von mir zu sehen. Das große Mausekind ist ja inzwischen im Kindergarten, und dort wird auch Fasching gefeiert - obwohl wir hier im hohen Norden ja in einer Hochburg der Faschingsmuffel sitzen.
Für mich wenig überraschend wünschte Madame sich ein Drachenkostüm - und lag mir dann bis zur Fertigstellung jeden Tag mit der Frage in den Ohren, wann das Kostüm denn endlich fertig sei.

Die erste schwierige Entscheidung war die nach der Stoffwahl. Eigentlich braucht ein Drache ja Schuppen, aber der Schuppen-Stoff, den ich dann gefunden habe, erschien mir irgendwie nicht so richtig bequem. Also kam der nur für die Flügel zum Einsatz, für den Rest habe ich mich für Nicki-Stoff entschieden. Dann hat der Drache eben Fell statt Schuppen.
Als Grundschnitte habe ich die Louisa-Hose und den JaWePu  mit etwas veränderter Teilung am Bauch genommen - so weit, so einfach.  Komplizierter war es dann schon, daraus wirklich einen Drachen zu machen. Ein anständiger Drache braucht Rückenzacken, Flügel, einen Schwanz und natürlich einen Kopf.

Die Rückenzacken bestehen aus zwei Lagen dünnem Filz, die auf der linken Stoffseite auseinander geklappt und recht und links des Rückenkamms abgesteppt wurden. So klappen sie nicht so leicht um und sind generell recht stabil.
Die Flügel sind am oberen Rand durch einen innenliegenden Streifen aus dickerem Filz verstärkt, so behalten sie zwar einerseits die Form, andererseits besteht im Gegensatz zu einer Verstärkung mit Draht garantiert keine Verletzungsgefahr. Ansonsten bestehen sie nur aus zwei Lagen Schuppenstoff, ohne weitere Füllung oder Verstärkung.
Der Schwanz war schnell freihändig zugeschnitten, da fand ich, konnte man kaum etwas falsch machen. Gefüllt ist er, wie auch der Kopf, mit Füllwatte.
Tja, und dann musste das Vieh ja noch irgendwie einen Kopf bekommen. Da sah ich zwei Möglichkeiten: Entweder, die Schnauze hängt vor dem Gesicht und das Kind guckt durch die Augen des Drachen, oder der ganze Drachenkopf sitzt oben auf der Kapuze und das Gesicht des Kindes bleibt frei. Wirklich praktikabel für eine Dreijährige erschien mir dann aber doch nur Möglichkeit 2, auch wenn die andere Variante vielleicht noch etwas cooler ausgesehen hätte - aber was nützt die Coolness, wenn das Kind nicht mit dem eingeschränkten Blickfeld zurechtkommt.
Tatsächlich klappte das mit dem Kopf dann auch relativ gut, aber beim nächsten Mal (und das wird es geben: Madame möchte so ein Kostüm auch für ihre Puppe - HILFE!) jag ich das ganze Gesicht durch die Stickmaschine. Meine Neue (ein Weihnachtsgeschenk) kann ja so große Sachen sticken, und dann ist es doch höchstwahrscheinlich ordentlicher. So hatte ich nur die Augen und die Nüstern vorgestickt und dann appliziert, der Mund ist komplett freihändig (und das sieht man bei näherer Betrachtung auch).

Nun, vor ein paar Tagen ist das Kostüm endlich fertig geworden, und Madame ist begeistert. Seitdem ist kein Tag vergangen, ohne dass sie es wenigstens für ein paar Minuten angezogen hat. Dann flitzt sie mit "Uaaah"-Gebrüll und "feuerspuckend" durch die Gegend und jagt ihre kleine Schwester - vielleicht sollte ich für die statt dem gewünschten Löwen-Kostüm lieber ein Ritterrüstung machen?

 P.S.: Ich schulde euch noch eine Erklärung für die lange Pause, denn natürlich habe ich nicht 2 Monate nur an diesem Nähprojekt gesessen - aber die Erklärung gibt es nächtes Mal.